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Projekt Zehntscheuer

Die Idee

Die Betzinger Zehntscheuer war das erste Projekt des Fördervereins Ortskern Betzingen e.V. Bereits in den 1990er-Jahren hatten einige Betzingerinnen und Betzinger die Idee, die historische Zehntscheuer zu sanieren und zu nutzen. Mit der Zeit fanden sich immer mehr Unterstützer für diesen Gedanken. Die Gründung des Fördervereins Ortskern Betzingen e.V. war dann der Start für umfangreiche Sanierungsarbeiten in den Jahren 2006 bis 2008.

Basis der Sanierung war eine "nutzungsunabhängige Instandsetzung", mit der die historische Bausubstanz gesichert wurde. In einem zweiten Schritt wurde die Nutzung als Veranstaltungsraum ermöglicht. So erhielt die Zehntscheuer einen neuen Eingang mit Garderobe und Windfang, der sie mit einem Funktionsneubau verbindet. Im Neubau stehen sanitäre Anlagen, Abstellräume und eine Küche zur Verfügung, die auch bei Veranstaltungen auf dem neuen Dorfplatz genutzt werden können. Die wichtigsten Bauabschnitte haben wir in unserem Bautagebuch zusammengestellt.

Schützen durch Nützen

Grundgedanke des Sanierung war das Konzept "Schützen durch Nützen". So war allen Beteiligten klar, dass nur mit einem schlüssigen Nutzungskonzept Akzeptanz in der Bevölkerung und Unterstützung in der Politik erreicht werden kann. Hinzu kam, dass es in Betzingen bis dato keinen mittelgroßen Veranstaltungsraum für Vereinsfeste und private Feiern gab - die Idee des Bürgerhauses Zehntscheuer war geboren!

Auf diese Anforderungen wurden dann auch das Nutzungskonzept abgestimmt - was sich beispielsweise in den Funktionsräumen im Anbau zeigt.

Wir haben uns nicht nur die Sanierung, sondern eben auch die Nutzung historischer Gebäude auf die Fahnen geschrieben. So kommt es, dass die Zehntscheuer sich weiterhin im Eigentum der Stadt Reutlingen befindet, der Förderverein Ortskern Betzingen aber den Betrieb übernommen hat.

Die Finanzierung

Die Kosten für die Sanierung der Zehntscheuer beliefen sich auf rund 1 Million Euro. Ohne finanzielle Unterstützung aus öffentlichen Kassen wäre das Projekt für den Förderverein Ortskern Betzingen e.V. nicht zu leisten gewesen. So hat die Stadt Reutlingen den wesentlichen Anteil der Kosten getragen, aus Zuschüssen des Denkmalamtes und der Denkmalstiftung flossen jeweils 70.000 €. Und rund 60.000 € haben wir selbst eingebracht - in Form von Spenden, aber vor allem in über 5.000 Arbeitsstunden unserer ehrenamtlichen Helfer!

Die lange Geschichte der Zehntscheuer

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So sah die Zehntscheuer vor der Sanierung aus.

Die Betzinger Zehntscheuer ist das markante Eckgebäude an der Mußmehlstraße und der Straße „Im Wasen“. Ihren Namen hat die Zehntscheuer von ihrer Funktion. Im Mittelalter mussten die Bauern den zehnten Teil ihrer Ernte und die Handwerker den zehnten Teil ihrer Produktion an die Herrschaft abliefern. Zur Aufbewahrung der Abgaben baute man solche Zehntscheuern, die vielfach nach der Kirche die größten Bauwerke eines Dorfes darstellten. In der Reutlinger Kreisbeschreibung wird das Betzinger Bauwerk auch „Landgarbenscheuer“ genannt, weil hier vor allem der zehnte Teil der Getreideernte in Form von Hafer-, Gersten-, Dinkel- und Weizengarben gelagert wurde.

Im Vorfeld der Sanierung erstellte der Bauhistoriker Tilmann Marstaller im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Tübingen eine bauhistorische Untersuchung.

Darin macht Marstaller klar, dass die 1533 errichtete Zehntscheuer des Reutlinger Spitals in der Mußmehlstraße zu den wichtigsten Baudenkmälern der Region gehört und sowohl architektur- als auch kulturgeschichtlich ein überörtlich bedeutendes Zeitzeugnis darstellt. Dies ist weniger auf ihre Größe, als vielmehr auf ihre Baugeschichte zurück zu führen.

Lange Zeit nahm man nämlich an, dass sie im 17. Jahrhundert erbaut worden sei. Mit einer dendrochronologischen Untersuchung wurde aber nachgewiesen, dass die Zehntscheuer bereits im Jahre 1533 erbaut wurde. Für diese Zeit weist sie allerdings ausgesprochen moderne Zimmermannsarbeiten auf.

Die größte Überraschung bot dabei die „Entdeckung“ des Dachwerkes als ein im hohen Maße ursprünglich erhaltener Bestandteil aus der Erbauungszeit. Marstaller wies auch nach, dass die Bäume für den Dachstuhl aus dem Schwarzwald stammen und auf dem Neckar wahrscheinlich bis zur Echazmündung geflößt wurden.              

Heute stellt das Bürgerhaus Zehntscheuer einen wichtigen Bestandteil des Lebens in Betzingen dar. Doch auch in früheren Jahrhunderten war sie ein bedeutendes Gebäude - sowohl mit Blick auf das Ortsgeschehen als auch auf die Bauweise.

Ansichten der alten Zehntscheuer

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Gemalt von Jorunn Hammer

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Gemalt von Brigitte Burkhardt

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Gemalt von Dagmar Krause

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Gemalt von Marlene Neumann